Melodyne in Pro Tools mit ARA

  • Melodyne 5 essential in Pro Tools 2022.9Sind Sie ein Pro-Tools-Anwender, aber neu bei Melodyne? Dann ist dieses Video für Sie!
  • The ARA workflow in Pro Tools 2022.9Pro Tools und Melodyne kennen Sie – hier lernen Sie den neuen ARA-Workflow kennen!

Egal ob Sie Melodyne-Neuling sind oder Melodyne schon länger in Pro Tools nutzen: Hier finden Sie die wesentlichen Infos, um Melodyne mit ARA in Pro Tools einzusetzen.

Melodyne essential in Pro Tools

In diesen Videos erfahren Sie, wie Sie Ihr Melodyne 5 essential aus dem Pro-Tools-Bundle in Betrieb nehmen und optimal in Pro Tools nutzen.

  • Pro Tools with ARA part 1: First Steps – Alles was Sie für den Start mit Melodyne wissen müssen, anschaulich und einfach erklärt
  • Pro Tools with ARA part 2: Zooming, Navigating, and Playback – So navigieren Sie schnell und übersichtlich in Melodyne
  • Pro Tools with ARA part 3: Comparing, Clearing and Rendering Edits – Richtig entscheiden und gut organisiert arbeiten
  • Pro Tools with ARA part 4: Clip-Based Workflows – So bearbeiten Sie Ihre Pro-Tools-Clips clever und effizient
  • Pro Tools with ARA part 5: Comping – Holen Sie schon während des Compings das Beste aus jedem Take heraus

Melodyne einsetzen

Zunächst müssen Sie bestimmen, auf welchen Clips oder Spuren Sie Melodyne einsetzen wollen. Selektieren Sie dazu mit den üblichen Selektionstechniken einen einzelnen Clip oder mehrere Clips, wahlweise auf einer oder auf mehreren Spuren. Wählen Sie dann im Kontextmenü oder über das Clip-Menü den Befehl Melodyne > Bearbeiten (Shortcut: Shift+Ctrl+A). Melodyne wird dadurch auf allen selektierten Clips eingesetzt. Alternativ können Sie den rechtsklick auch auf den Spurnamen ausführen, dann wird Melodyne auf allen Clips dieser Spur eingesetzt.

Melodyne öffnet sich und zeigt den Spurinhalt in Form der Melodyne-“Blobs” an. Das geschieht nach einer kurzen Notenanalyse, danach geht alles in Echtzeit.

Der Melodyne-Bereich

Der Melodyne-Bereich ist in der unteren Hälfte des Edit-Fensters eingebettet. Seine Größe ändern Sie durch Ziehen am oberen Rand. Mit Ctrl + Option + 8 auf dem Mac bzw. Win + Alt + 8 unter Windows bringen Sie das Melodyne-Fenster auf die maximale Höhe.

Um den Melodyne-Bereich zu schließen bzw. wieder zu öffnen, verwenden Sie Alt/Option + 8 oder klicken auf die Registerkarte “Melodyne” in der unteren linken Ecke des Edit-Fensters.

Alternativ können Sie auf das grüne “Licht” neben dem Selektor für Elastic-Audio- oder ARA-Plugins im Spurkopf klicken.

Die in Melodyne angezeigten Inhalte

Mit den folgenden Optionen beeinflussen Sie, welche Pro-Tools-Inhalte in Melodyne angezeigt werden.

Ist in Melodyne Optionen > Der Selektion in der DAW folgen aktiviert, zeigt Melodyne immer den in Pro Tools selektierten Clip an. Dabei folgt Melodyne nicht nur dem Wechseln der Clips und Spuren, sondern auch dem Wechsel der Zeitposition.

Wenn Sie in Melodyne Optionen > Auf Selektion in der DAW zoomen aktivieren, stellt Melodyne immer exakt den Zeitbereich dar, der in Pro Tools selektiert ist. Der Zoom folgt also der Länge des selektierten Clips und sogar Teilbereichen von Clips, falls Sie in Pro Tools über entsprechende Bereiche swipen. Diese Option ist in gewisser Weise vergleichbar mit dem Shortcut E in Pro Tools, mit dem so gezoomt wird, dass genau der selektierte Clip (und nichts drumherum) zu sehen ist.

Tipp: Auch wenn Auf Selektion in der DAW zoomen nicht aktiviert ist, stellt Option+Doppelklick auf den horizontalen Zoom-Slider in Melodyne den Zoom so ein, dass exakt die Selektion in Pro Tools angezeigt wird. Ein Doppelklick ohne Option-Taste auf den Slider stellt den Zoom hingegen so ein, dass er die gesamte Spur anzeigt.

Tipp: Arbeiten mit langen Dateien

Mit ARA analysiert Melodyne die einem Clip zugrundeliegende Audiodatei immer in voller Länge, unabhängig davon, ob Sie die Clip-Grenzen vor dem Einsatz von Melodyne verkleinert haben. Das hat mehrere Vorteile, z. B. können Sie Clip-Grenzen jederzeit erweitern, ohne dass Melodyne erneut zur Analyse aufgefordert wird.


Der erste Melodyne-Einsatz auf einem Clip kann daher jedoch mit einer gewissen Wartezeit verbunden sein, etwa wenn eine mehrstündige Live-Aufnahme mit dem polyphonen Algorithmus von Melodyne analysiert wird.


Wenn Sie nur einen bestimmten Teil einer solchen Aufnahme bearbeiten wollen, empfiehlt es sich, den betreffenden Bereich vor der Melodyne-Bearbeitung zunächst als neuen Clip zu konsolidieren (Edit>Consolidate Clip). Dadurch erhält der Clip eine neue, kürzere Audiodatei, die von Melodyne entsprechend schnell analysiert werden kann.

Melodyne als Algorithmus für Tempoanpassungen

Im Selektor für Elastic-Audio- oder ARA-Plugins einer Pro-Tools-Spur können Sie nun auch Melodyne auswählen, um Tempoanpassungen mit den hochwertigen Melodyne-Algorithmen auszuführen.

Wenn Sie Melodyne auf mindestens einem Clip der Spur verwenden, wir Melodyne hier automatisch ausgewählt. Voraussetzung für Tempoanpassungen ist, dass die Clips auf tick-based und nicht sample-based gestellt sind.

Arrangieren von Clips

Wenn Sie einen Clip in Pro Tools an eine andere Position auf derselben Spur verschieben, werden die Noten in Melodyne entsprechend mitverschoben.

Das Kopieren eines Clips an eine andere Position auf derselben Spur erzeugt Duplikate der Noten in Melodyne, die unabhängig von den ursprünglichen Noten bearbeitet werden können. Gleiches gilt, wenn Inhalte mit dem Repeat-Befehl in Pro Tools kopiert werden.

Wenn Sie Clips in Pro Tools loopen (per Menü-Befehl oder Werkzeug), werden auch in Melodyne entsprechende Kopien der Noten angezeigt. Diese verhalten sich aber nicht unabhängig: Wenn Sie eine der Noten verändern, ändern sich alle Kopien entsprechend.

Beim Verschieben oder Kopieren eines Clips auf eine andere Spur beachten Sie bitte Folgendes:
Falls auf der Zielspur bereits mindestens ein Clip mit Melodyne versehen wurde, funktioniert ihre Aktion wie erwartet: Der Melodyne-Inhalt des Clips wird dann mitverschoben bzw. mitkopiert. Ist die Zielspur aber noch leer, gehen bei Ihrer Aktion die Melodyne-Inhalte verloren. Um dies zu verhindern, wählen Sie auf der Zielspur zuerst Melodyne als Algorithmus aus (im Selektor für Elastic-Audio- oder ARA-Plugins) und verschieben oder kopieren erst dann den Clip.

Beim Duplizieren von Spuren gilt: Wurde auf den Clips der Ausgangspur bereits Melodyne angewendet, wird Melodyne automatisch auch auf den Clips der neuen Spur eingesetzt, inklusive aller Bearbeitungen, die Sie zuvor an den Original-Clips vorgenommen hatten. Ab diesem Moment verhalten sich beide Spuren wie unabhängige Kopien, so dass Sie beispielsweise mit wenigen Mausklicks aus einer bereits ausgefeilten Lead-Vocal-Spur einen Harmoniegesang erstellen können.

Bypass und Vergleichen

Im Kontextmenü oder Clip-Menü können Sie Melodyne > Bypass wählen. Dazu muss mindestens eine Note des entsprechenden Clips bearbeitet worden sein, andernfalls bleibt Bypass ausgegraut.

Zusätzlich zu diesem Bypass in Pro Tools können Sie auch den Vergleichen-Schalter in Melodyne verwenden, der in manchen Szenarien komfortabler und nützlicher sein kann als ein einfachen Bypass.

Zurücksetzen und Widerrufen

Mit Melodyne > Zurücksetzen aus dem Kontextmenü entfernen Sie alle Bearbeitungen, die Sie mit Melodyne an dem betreffenden Clip vorgenommen haben. Mit anderen Worten: Tonhöhe, Timing etc. der Noten werden auf ihren ursprünglichen Zustand zurückgesetzt. Alle Bearbeitungen, die im Notenzuweisungsmodus durchgeführt wurden, bleiben hingegen erhalten.

Da der Befehl alle mit Melodyne vorgenommenen Änderungen widerruft, macht er dasselbe wie der Befehl Alle Änderungen zurücksetzen im Bearbeiten- oder im Kontextmenü von Melodyne.

Wenn Sie noch keine Note bearbeitet haben (oder bereits alle Bearbeitungen zurückgesetzt haben), ist der Zurücksetzen-Befehl ausgegraut.

Entfernen von Melodyne

Sie können Melodyne nur für die gesamte Spur entfernen, nicht für einzelne Clips. Klicken Sie dazu auf den Elastic-Audio- oder ARA-Plugin-Selektor im Spurkopf und wählen Sie anschließend Kein oder einen anderen Menü-Eintrag als Melodyne.

Wenn Sie noch keine Bearbeitungen in Melodyne vorgenommen haben, wird Melodyne einfach aus der Spur entfernt. Wenn Sie jedoch bereits Noten in Melodyne bearbeitet hatten, werden Sie in einem Dialog aufgefordert, diese Bearbeitungen zu übernehmen oder zu verwerfen (“Zurücksetzen”).

Wenn Sie die Bearbeitungen übernehmen, wird eine neue Audiodatei erzeugt, die den ursprünglichen Clip ersetzt. Dabei werden die Melodyne-Bearbeitungen eingerechnet, nicht jedoch die Auswirkungen von im Insert eingesetzten Plugins, wodurch sich der Übernehmen-Befehl in diesem Dialog signifikant vom Übernehmen-Befehl im Spur-Menü unterscheidet.

Melodyne > Rendern

Mit diesem Befehl in Pro Tools werden die Melodyne-Bearbeitungen eines Clips in eine neue Audiodatei umgerechnet, die den ursprünglichen Clip ersetzt. Auf dem resultierenden neuen Clip ist kein Melodyne mehr eingesetzt.

Melodyne > Noten einblenden/ausblenden

Mit diesem Befehl können Sie die Miniatur-MIDI-Noten, die Pro Tools über der Wellenform der Clips anzeigt, ein- oder ausblenden.

Dies betrifft alle Clips und nicht nur den gerade selektierten. Die Miniatur-Noten erleichtert Ihnen den Überblick, auf welchen Clips Melodyne verwendet wurde und auf welchen nicht. Der Bypass-Zustand wird dabei ebenfalls berücksichtigt: Clips, bei denen Melodyne > Bypass gewählt wurde, verbergen automatisch ihre Miniatur-Noten.

Sonstige Workflow-Vorzüge von ARA

Einer der wichtigsten Vorteile von ARA ist, dass die früher üblichen Transfervorgänge vollständig entfallen. Doch auch an anderen Stellen ergeben sich durch ARA wichtige Verbesserungen.

Clip-basierte Bearbeitungen: Das Erstellen von Fades an Clips oder das Ändern der Clip-Lautstärke in Pro Tools wird nun nicht mehr von Melodyne verhindert.

Comping: Nun kann Melodyne schon während des Comping-Vorgangs zum Einsatz kommen – und nicht erst danach, wenn wichtige Entscheidungen bereits in Stein gemeißelt wurden. Dank ARA lässt sich nun jede einzelne Playlist, also jeder Take, in Melodyne optimieren, um bei der Auswahl der stärksten Stellen wirklich das Beste aus der musikalischen Performance herauszuholen.

Audio-zu-MIDI: Bereits in früheren Pro-Tools-Versionen wurde für die Audio-zu-MIDI-Funktionalität eine noch sehr einfache ARA-Anbindung genutzt: Immer wenn Sie einen Clip auf eine Instrumenten- oder MIDI-Spur zogen, erschien ein Dialog, mit dem Sie eine neue Melodyne-Erkennung zum Erzeugen der MIDI-Noten starten konnten. Das Problem dabei: Es wurde stets eine neue Analyse, ausgehend vom Ursprungszustand der Aufnahme, ausgelöst. Dabei wurde nicht berücksichtigt, ob Sie mit Melodyne bereits viel Mühe in die Optimierung von Melodie, Timing oder Phrasierung der musikalischen Performance gesteckt hatten.

Das ist nun entscheidend besser geworden. Zwar wird nach wie vor ein Dialog sichtbar, aber wenn Sie hier aber nichts weiter verändern (die Einstellung also bei “automatisch” belassen) und einfach OK klicken, dann wird genau der von ihnen editierte Noten-Zustand als MIDI-Noten verwendet und eben nicht mehr eine komplett neue Analyse der Originalaufnahme ausgeführt.